Flurnamen: Koppel

von Klaus Holzer

Abb. 1: Straßenschild

Eine Koppel ist ein eingezäuntes Stück Land oder Weide, der Name kann auch ein gemeinsames Weiderecht bezeichnen.

koppel Verbindung(sstück), ← lat. copula (frz./engl. couple): Ländereien bzw. Markengebiete (Grenz~)  berühren sich punktuell; eingezäuntes Weideland, urspr. ein „Joch Landes“ = soviel Land, wie ein Paar Ochsen an einem Tag pflügen kann (Ochsen wurden als Zugtiere durch ein Joch = Teil des Geschirrs verbunden)

Abb. 2: Koppelwiesen

Eine Koppel ist ein Verbindungsstück bzw. ein Band. Und genau so zog sich das große Areal, das in der Kamener Urkatasterkarte von 1827 so hieß, wie ein Band südwestlich bis westlich um die Stadt. 

Abb. 3: Urkataster nach Stoob

Abb. 3a: Stadtplan von 1949: die Straßenführung Bahnhofstraße – Koppelstraße verläuft entlang alter Flurstücke

Dieses Gelände umfaßt den gesamten Bereich südwestlich bis westlich der Stadtmauer: „Auf der kleinen Koppel“ im Süden, direkt an den südlichen städtischen Filleplatz1 angeschlossen, reicht sie in zwei Flurstücken „In der Koppel“ bis nördlich des Westentors. Westlich schließt sich der Kalthof2 an, nördlich „Auf dem Spiek“3. Älteren Kamensern dürfte dieses Gelände wohl vor allem als „Römers Wiese“ in Erinnerung sein. Allein die Tatsache, daß „Koppel“ in drei Straßennamen vorkommt, belegt die Größe des Areals.

Abb. 4 & 4a: Straßenschilder

In früheren Zeiten handelte es sich bei der heutigen Koppelstraße (Mitte der 1920er Jahre gebaut; vgl.a. Artikel Koppelstraße) nur um einen Feldweg, auf dem Vieh auf die Weide und zurück in den Stall getrieben wurde. Für Bauer Römer ging das bis in die 1960er Jahre: jeden Morgen trieb er sein Vieh durch die Weststraße Richtung Römers Wiese, jeden Abend wieder zurück. Auch wenn das Bild damals schon trog, hier hatten die Kamener zum letzten Mal das Bild des kleinen Ackerbürgerstädtchens, das Kamen jahrhundertelang war, vor Augen.

Abb. 5: Die Koppelstraße verläuft am unteren Bildrand

Vom Westentor gingen zwei Wege ab: der wichtigere, daher größere, eine alte Handelsroute, führte in die Hansestadt Lünen, und eine kleine nach Westick und Methler, kleinen, Kamen vorgelagerten Gemeinden, die damals einzige Verbindung von dort nach Kamen.

Zwischen dem „Koppelweg“ und der Stadtmauer, etwa in der Höhe des Hauses Koppelstraße 24, dem alten Galenhof benachbart, lag ein alter Kirchhof, wahrscheinlich ein Armenfriedhof, da er außerhalb der Stadtmauer lag, doch soll hier auch der jüdische Friedhof gewesen sein, vielleicht auf einem abgeteilten Stück. Juden mußten damals immer außerhalb der Stadtmauern beerdigt werden, weil sie eben nicht Christen waren. Nur die wurden auf dem Kirchhof bestattet.

Bildquellen: Abb. 1,4 & 4a: Photo Klaus Holzer; Abb. 2 & 5: Stadtarchiv Kamen; Abb. 3: Heinz Stoob, Städteatlas Kamen, Dortmund 1975

Anmerkungen:

1 Filleplatz: Abdeckplatz für krankes und verendetes Vieh wie auch für die Reinigung der Tierhäute von Fleisch– und Fettresten durch die Gerber bzw. Schuhmacher

2 Kalthof:  bezeichnet einen Hof bzw. eine Hofstelle, die im Verlaufe ihrer Geschichte zumindest für eine kurze Zeit nicht bewohnt war, deren Herdstelle also „kalt“ war

3 „spi(e)k“ ein Tümpel, der durch die Stauung von Wasser durch den Einsatz von Brettern entsteht.

KH